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Wulff im Interwiev: Themen ins Bewusstsein gerückt

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Von: Christopher Göbel

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OB-Kandidat Jonathan Wulff von der SPD kommt per Fahrradtour mit den Bürgern von Fulda ins Gespräch.
OB-Kandidat Jonathan Wulff von der SPD kommt per Fahrradtour mit den Bürgern von Fulda ins Gespräch. © Privat

Fuldas OB-Kandidat Jonathan Wulff (SPD) spricht zu aktuellen Wahl(kampf-)Themen für Fulda

Fulda. Jonathan Wulff ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von acht, sechs und drei Jahren. Von Beruf ist er Jurist und leitet eine mittelgroße hessische Landesbehörde in Fulda. Am 14. März tritt er als einziger Gegenkandidat des Oberbürgermeisters zur Wahl an. FULDA AKTUELL interviewte den Sozialdemokraten über seine bisherige politische Karriere und Pläne, die er für Fulda hat.

FULDA AKTUELL: Wenn Sie bisherige politische Arbeit in Fulda Revue passieren lassen: Was wurde erreicht, was hätten Sie gerne noch in Angriff genommen und realisiert?

JONATHAN WULFF: In einigen wenigen Fällen ist es mir gelungen, die CDU-Mehrheit zu überzeugen, etwa von der Notwendigkeit, mit dem Land Hessen über eine Verschiebung des Hessentags zu verhandeln. Oder dass eine Umgehung von Tarifverträgen – wie es vor einigen Jahren vor allem im Erzieherinnenbereich mit der kommunalen Leiharbeitsfirma „proCommunitas“ praktiziert wurde – nicht akzeptabel ist.

Da wir Sozialdemokraten über keine politischen Mehrheiten in Fulda verfügen, konnten wir lediglich auf Probleme aufmerksam machen und Lösungen vorschlagen. Selbst umsetzen konnten wir diese leider nicht. Aber ich finde, es ist unserer SPD-Fraktion und mir selbst gelungen, einige Themen uns Bewusstsein zu rücken: Wohnungsbau, Kinderbetreuung, ein besseres Busnetz, sichere Radwege… Leider konnten wir unsere Lösungsvorschläge mangels Mehrheit häufig nicht umsetzen.

Teilweise wurden unsere Ideen auch – nach einer kurzen Schamfrist – von der CDU übernommen und konnten so umgesetzt werden. Jüngste Beispiele hierfür sind die Durchführung einen Innenstadtworkshop oder die Förderung von Pop-up-Stores, also Ladenflächen für Gründerinnen und Gründer aus der Region. Zu nennen wäre als aktuelles Beispiel auch das geplante Gewerbegebiet an der Autobahn A7, das auch dazu dienen soll Logistiker aus dem Industriepark-West an die Autobahn zu verlagern und so LKW-Verkehr in der Stadt zu vermeiden.

FA: Was würden Sie gerne noch in Angriff nehmen?

WULFF: Ich würde gerne einige Ideen umsetzen können. Zum Beispiel den Bau langfristig bezahlbarere Wohnungen durch Akteure, die nicht renditeorientiert arbeiten: Wohnungsbaugenossenschaften und einer noch zu gründenden kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Oder Maßnahmen zur Stärkung der Innenstadt: Unterstützung der Händler bei ihrem Onlineauftritt und den Bau einer Markthalle, in der regionale Produkte angeboten werden können und die ein attraktives kulinarisches Angebot beinhaltet. Oder eine Verbesserung des Busangebots und des Radwegenetzes. Oder eine gute Nachmittagsbetreuung in allen Grundschulen, in der vernünftige Rahmenbedingungen für die Erledigung der Hausaufgaben sichergestellt sind. Schließlich wäre auch eine aktive Bekämpfung der Pandemie, etwa durch eine regionale Teststrategie zu nennen, sodass wir in der Region möglichst bald wieder annähernd normal leben können.

FA: Die Größte Herausforderung in Ihrer Zeit als Lokalpolitiker?

WULFF: Mangels politischer Gestaltungsmöglichkeiten, hatte ich als Lokalpolitiker wenig große Herausforderungen. Herausfordernd war für mich eher, meine beruflichen, familiären und politischen Verpflichtungen miteinander zu vereinbaren.

FA: Gab es Rückschläge, die verarbeitet werden mussten?

WULFF: Nein, auch diese sind aufgrund der begrenzten Gestaltungsmöglichkeiten ausgeblieben.

FA: Wie präsentieren sich – Stand März 2021 – Fulda und seine Stadtteile?

WULFF: Fulda ist eine Stadt in der Mitte Deutschlands mit hohemz. Eine traditionsreiche Stadt, die sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt hat und viele neue Bürgerinnen und Bürger gewonnen hat. Eine Stadt mit einer gut aufgestellten mittelständischen Wirtschaft und einer stark wachsenden und sehr erfolgreichen Hochschule. Eine Stadt, die ihre geographische Lage und die gute Verkehrsanbindung genutzt hat. Fulda hat eine sehr schöne und liebenswert historische Innenstadt, die- vor er Pandemie - sehr belebt war. Fulda ist aber auch eine Stadt, in der Wohnungen immer teurer und gut bezahlte Arbeitsplätze rar sind. Fulda ist auch eine Stadt, die jahrelang fast ausschließlich auf den Autoverkehr gesetzt und Alternativen, wie das Fahrrad und den Busverkehr, lange vernachlässigt hat. Und eine Stadt, die sich auf die gesellschaftlichen Veränderungen – etwa der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen - teilweise noch einstellen muss. Fulda ist eine Stadt, in der seit jeher immer die selbe Partei das sagen hatte, und die dringend etwas frischen Wind benötigt.

FA: Wie verstehen Sie Ihre Kandidatur, wie definieren Sie Ihre Position? Haben Sie Unterstützung anderer Parteien/Fraktionen?

WULFF: Ich sehe meine Kandidatur, als eine Kandidatur des „frischen Windes“ an. Direkte Unterstützung andere Parteien oder Fraktionen habe ich nicht. Zu groß ist offenbar die Befürchtung, als nicht eigenständige Partei wahrgenommen zu werden. Aber die Tatsache, dass keine weitere Oppositionspartei einen Kandidaten oder eine Kandidatin aufgestellt hat, verstehe ich als Vertrauensbeweis für meine Person.

FA: Welche Herausforderungen müssen zunächst einmal bewältigt werden?

WULFF: Die größte aktuelle Herausforderung ist, die Innenstadt als attraktive und belebte Innenstadt zu erhalten bzw. nach Öffnung zu erneuern. Und natürlich die Bekämpfung der Pandemie. Die Herausforderungen der letzten Jahre bestehen natürlich weiter: bezahlbaren Wohnraum schaffen, mehr Kinder mit Betreuungsbedarf, Radverkehr und Busverkehr verbessern, neue Gewerbeflächen ausweisen und den Schwerlastverkehr in der Stadt reduzieren.

FA: Wo sehen Sie Fulda im Konzert der Städte vergleichbarer Größenordnung?

WULFF: Fulda ist grundsätzlich gut aufgestellt. Defizite im Vergleich zu anderen Städten unsere Größenordnung, etwa Marburg, sehe ich aber im Bereich Wohnungsbau, Kinderbetreuung und Verkehr. In Fulda fehlt es auch an höher qualifizierten Beschäftigungsmöglichkeiten.

FA: Ein bisschen Privates: Familie, Hobbys, Freizeit… was machen Sie dann?

WULFF: Ich bin seit 21 Jahre mit meiner Frau zusammen und wir haben drei gemeinsame Kinder 8, 6 und 3 Jahre alt). Über eigene Freizeit verfüge ich derzeit kaum, sodass ich neben meinem „Hobby“ Kommunalpolitik derzeit keinem ausgeprägtem Hobby nachkommen kann. Ich bin oft bei meiner Familie in Paris oder in Südfrankreich. Wenn ich in Fulda Zeit habe, gehe ich gerne spazieren oder koche etwas Schönes oder ich setze mich mit einem schönen Buch in meinen Sessel.

FA: Welche Überschrift würden Sie am 15. März gerne lesen?

WULFF: Überraschung in Fulda: Wulff wird neuer Oberbürgermeister