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Ein Visionär mit Herz: Nachruf auf den Vollblut-Journalisten Martin Angelstein

Erstellt: 

Von: Christopher Göbel

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Mit großer Bestürzung hat die Redaktion den Tod des "ON"-Gründers Martin Angelstein aufgenommen. Ein Nachruf von Christopher Göbel.

Fulda - Ein Herz hat aufgehört zu schlagen, eine Stimme ist verstummt. Mit großer Bestürzung erfuhren wir in der Redaktion am Dienstagmorgen vom Tode Martin Angelsteins. Martin tot? Der Mann, den man als erstklassigen Journalistenkollegen kannte, der bei Terminen kluge Fragen stellte, der immer fadengerade den Urtyp des Reporters verkörperte.

„Unser Gründer und Chef Martin Angelstein ist am Dienstagmorgen nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren in seiner Heimatstadt Fulda verstorben“, stand am Dienstag auf „Osthessen-News“, dem Nachrichtenportal, das Angelstein im Jahr 2000 aus der Taufe hob. Bis heute hat sich „Osthessen-News“ zum führenden Newsportal zwischen Bad Hersfeld und dem Main-Kinzig-Kreis entwickelt. „Ich bin tief betroffen vom Tode Martin Angelsteins“, sagt „Fulda aktuell“-Objektleiter Michael Schwabe, den seit 15 Jahren ein Verhältnis der gegenseitigen Wertschätzung, Anerkennung und Freundschaft verband. „Martin war zwischenmenschlich ein herzlicher und kollegial wertschätzender Mensch. Ich zolle ihm meinen höchsten Respekt für seine journalistische Leistung“, so Schwabe.

„Es war 1981. Ich hatte gerade das Volontariat bei der örtlichen Tageszeitung begonnen, als in Dipperz-Kohlgrund ein Ökohaus brannte. Damals noch ohne Auto, konnte ich zwar mit dem Fotografen Hubert Weber hin- aber nicht zurückfahren. Martin Angelstein war Retter in der Not, bot mir ohne große Umstände einen Platz in seinem Wagen an und brachte mich zur Redaktion. So war er: kollegial, hilfsbereit und keine Spur von sich eingenommen. Ein Journalist alter Schule eben“, erinnert sich „Fulda aktuell“-Redaktionsleiter Bertram Lenz.

Es gab immer wieder Schnittmengen zwischen „Osthessen-News“ und „Fulda aktuell“. Bei den beiden kulinarisch-karitativen Groß-Events, den „Sternennacht“-Veranstaltungen in den Jahren 2013 und 2014 im „Mercedes-Benz-Forum Fulda“ beispielsweise, fungierten das Printmedium und das Onlinemedium als Kooperationspartner. Die „Sternennächte“ wurden gemeinsam von Peter Henkelmann („Media Markt Fulda“), Stefan Dehler („Dehler-Design“), Schwabe und Angelstein ins Leben gerufen. Die Kooperation zwischen Print und Online setzte sich bei weiteren Events und Aktionen im Landkreis Fulda fort. Dazu trugen auch die beiden jungen Geschäftsführer Christian P. Stadtfeld und Hendrik Urbin bei, denen Angelstein bereits vor einiger Zeit die Leitung von „Osthessen-News“ übertragen hatte.

In Fulda und der Umgebung war Martin Angelstein eine feste journalistische Größe, die im Laufe der Jahre einen großen Mitarbeiterstab um sich herum schuf. Mit „Osthessen-News“ als Vorreiter der Nachrichtenverbreitung per Internet schloss Angelstein eine Lücke in Osthessen.  „Wenn wir mit ,ON’ kooperiert haben, war das Verhältnis immer von Gleichwertigkeit und Sympathie geprägt“, sagt Schwabe. „Unsere Ideen und unsere gemeinsam durchgeführten Projekte waren immer erfolgreich und die Verbindung von Print und online war nicht zu übertreffen.“

Auch ich als Autor dieses Nachrufes erinnere mich an einige Treffen mit Martin. Als ganz junger Journalist traf ich ihn bei der „Hersfeld-Preisverleihung“ in der Stiftsruine, wo er mit einem riesigen Kamerastativ am Rande der Bühne stand. „Du kannst doch schreiben. Willst du auch mal für uns arbeiten?“, fragte er mich. „Kannst gerne jederzeit was schicken“, sagte er zu mir. Später trafen wir uns dann bei gemeinsamen Presseterminen wieder. Mit seiner Art als fadengerader Journalist, der Fragen stellte, die dem Nachwuchs unter uns gar nicht eingefallen wären, war er sowohl mir als auch zahlreichen Nachwuchsreportern in Osthessen ein Vorbild. Dabei trat er nie als Selbstdarsteller auf, sondern verfolgte immer klar und sachlich die journalistischen Werte.

Angelstein begann seine berufliche Karriere als Auszubildender bei der Spedition „Zufall“. Bereits früh widmete er seine Zeit seinem Hobby, dem Journalismus. Dies führte ihn Ende der 1960-er Jahre als Freien Mitarbeiter zur damaligen „Fuldaer Volkszeitung“, die ab 1974 nicht mehr erschien. Seine journalistische Tätigkeit stellte Angelstein fortan der „Frankfurter Neuen Presse“ zur Verfügung, bis er 1976 Mitarbeiter des „Hessischen Rundfunks“ wurde. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Gabriele kennen, die als Hörfunkkorrespondentin arbeitete. Die beiden bekamen die Töchter Carola und Kathrin. Gabriele Angelsteins plötzlicher Tod vor neun Jahren war ein schwerer Schicksalsschlag für Angelstein.

Als Kameramann und Reporter machte er bereits in den 1970-er Jahren das, was sich erst später als „Trend“ herausstellen sollte: den Videojournalismus. Daneben arbeitete Angelstein für mehrere Printmedien in Hessen und für den Hörfunk. Lange Jahre war er auch stellvertretender Vorsitzender im Landesverband Hessen des „Deutschen Journalisten-Verbandes“ (DJV).

Mit Martin Angelstein verliert der Journalismus einen engagierten und visionären Vorreiter. Das gesamte Team von „Fulda aktuell“ trauert um einen Kollegen, der sich durch seine Art von vielen anderen abhob.

„Fulda aktuell“ wünscht der Familie Angelstein und allen Mitarbeitern von „Osthessen-News“ viel Kraft für die kommenden Tage und Wochen. Durch das, was er geschaffen hat und durch seine herzliche, aber auch teils hartnäckige Art wird er unvergessen bleiben.

Die Trauerfeier für Martin Angelstein findet am Dienstag, 5. März, um 11 Uhr in der Stadtpfarrkirche Fulda statt.

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