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Point-Alpha-Preis an Wolf Biermann - Laudator Bundestagspräsident Norbert Lammert

Erstellt: Aktualisiert: 

Von: Christopher Göbel

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Heute erhielt der Liedermacher Wolf Biermann den Point-Alpha-Preis. Die Laudatio hielt Norbert Lammert, der Präsident des Deutschen Bundestages.

 

 

Wolf Biermann bei der Preisverleigung. Fotos: Göbel

Rasdorf - Zum zehnten Mal wurde heute der "Point-Alpha-Preis" verliehen. Es war fast wie vom Schicksal bestimmt, dass zu den ersten Preisträgern der Altbundeskanzler Helmut Kohl gehörte - seinerzeit gemeinsam mit George Bush und Michail Gorbatschow.

Kohl war am Tag zuvor mit 87 Jahren verstorben. "Helmut Kohl war ein großer Patriot, wir haben ihm unendlich viel zu verdanken", sagte Christine Lieberknecht, ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen und Präsidentin des "Kuratoriums Deutsche Einheit", die den "Point-Alpha-Preis" verleiht.

Gedenken an Helmut Kohl

Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert ehrte den Altbundeskanzler: "Ohne Kohl hätte es die deutsche Einheit wahrscheinlich nicht gegeben. Kein zweite Name ist so mit der Einheit verbunden, wie seiner."

Ohne die deutsche Einheit gäbe es auch das Kuratorium nicht - und folgerichtig auch nicht den "Point-Alpha-Preis". Dieser jedoch war der Anlass, warum sich zahlreiche Politiker und hunderte politikinteressierte Zuschauer am heutigen Samstagmittag bei der Gedenkstäte Point Alpha eingefunden hatten.

Eingebürgert, ausgebürgert

Der zehnte Preisträger heißt Wolf Biermann, ist Liedermacher und Autor, wanderte 1953 mit 16 Jahren in die DDR ein und wurde 1976 gegen seinen Willen wieder ausgebürgert. "Biermanns Ausbürgerung war eine der fatal falschen Entscheidungen des DDR-Regimes", sagte Lammert in seiner Laudatio. Er ging gar soweit, zu sagen, dass Biermanns Ausbürgerung ein "erster Schritt auf dem Weg zur deutschen Einheit" gewesen sei.

Lammert bezeichnete Biermann als "Preußischen Ikarus" und hoffte, "dass Wolf Biermann, so lange er Herr seiner Sinne und seiner Stimme ist, die Schnauze nicht halten wird". "Das halte ich weder für wahrscheinlich, noch für wünschenswert". Lammert erinnerte sich auch an den denkwürdigen Auftritt von Biermann im Deutschen Bundestag, bei dem dieser die Linke als "Drachenbrut" bezeichnet hatte.

Laudator Norbert Lammert

Dank mit Liedern und Gedichten

Biermann war mit seiner Gattin Pamela und zahlreichen Familienmitgliedern von nah und fern zur Preisverleihung gekommen. "Ich hatte keine Ahnung, was das eigentlich für ein Preis ist", sagte der Liedermacher, nachdem er ihn aus der Hand von Christine Lieberknecht entgegengenommen und gebeten hatte: "Geben Sie den bitte mal meiner Frau". "Ich habe im Internet nachgeschaut und dachte mir: Naja, schaden kann's mir nicht", womit er die Sympathien des Publikums gleich auf seiner Seite hatte.

Seinen Dank zeigte Biermann - wie sollte es für einen Liedermacher anders sein - mit der Gitarre, Liedern und Gedichten. "Trotz meiner 80 Jahre ist es eher so, dass man mich bitten muss, nicht zu singen", scherzte der Geehrte. Doch auch der Tod Helmut Kohle - dessen Freund er während Kohls Kanzlerschaft keinesfalls war - ließ Biermann nicht kalt: "Ich bin froh, dass Kohls Lüge über blühende Landschaften als Wahrheit erwiesen hat."

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von der Bigband der Musikschule des Wartburgkreises sowie dem Preisträger und seiner Frau.