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Das Leben im Schloss: „Fasanerie“-Sonderausstellung über Landgräfin Anna von Hessen

Erstellt: 

Von: Christopher Göbel

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Die Sonderausstellung über Landgräfin Anna in "Schloss Fasanerie" wird am Samstag eröffnet.
Die Sonderausstellung über Landgräfin Anna in "Schloss Fasanerie" wird am Samstag eröffnet. © Göbel

Eichenzell - Einer ganz besonderen Frau ist die neue Sonderausstellung auf „Schloss Fasanerie“ gewidmet. Landgräfin Anna von Hessen (1836 bis 1918) war die letzte Bewohnerin des Schlosses. Sie lebte zuletzt in Frankfurt am Main und nutzte das Schloss vor allem in den Sommermonaten und blieb bis zu ihrem Tod eng mit dem Schloss und Fulda verbunden. In ihrem 100. Todesjahr gedenkt das Museum der Landgräfin, die als preußische Prinzessin ins Haus Hessen einheiratete. „Sie musste zahlreiche Schicksalsschläge hinnehmen“, sagt Museumsdirektor Dr. Markus Miller.

Der Erbprinz starb während einer Seereise im Indischen Ozean, der zweite Sohn war fast blind, der Mann einer ihrer Töchter verstarb bereits ein Jahr nach der Hochzeit, so Miller. Sie habe auch die Annexion Hessens durch Preußen um das Jahr 1866 miterleben müssen. „Als gebürtige Preußin muss das ein persönlicher Konflikt gewesen sein“, so der Direktor. Anna war die Ururgroßmutter des heutigen Oberhauptes des Hauses Hessen, Donatus Landgraf von Hessen. Er ist Vorstandsvorsitzender der „Kulturstiftung des Hauses Hessen“. „Ich wünsche mir, dass unsere Ausstellung dazu beiträgt, das Leben und die Ansichten dieser ungewöhnlichen Frau aus dem Nebel der Vergangenheit hervortreten zu lassen, und dass das Bild, das wir von ihr haben, durch neue Aspekte ergänzt wird“, so Donatus.

Musik spielte eine wichtige Rolle

Anna sei sehr musikalisch gewesen und habe sich in Fulda sehr wohlgefühlt. „Sie hatte einen intensiven Briefkontakt mit Clara Schumann“, sagt Christine Klössel, Archivarin der „Kulturstiftung des Hauses Hessen“ und Mitautorin des umfangreichen Ausstellungskataloges. Anna hat selbst einen Marsch komponiert, der jedoch beim Kaiser keinen großen Anklang fand. „Sie hatte wohl gehofft, sich damit ein Denkmal zu setzen, was ihr leider verwehrt blieb“, so Klössel.

Im Jahr 1901 konvertierte die Protestantin zum Katholizismus, womit sie ihre beiden Familien – Preußen und Hessen waren traditionell evangelisch – gegen sich aufbrachte. Landgräfin Anna ist die einzige Frau, die im Fuldaer Dom zur letzten Ruhe gebettet wurde. Dies war ihr eigener Wunsch. „Sie starb am 12. Juni 1918 in Frankfurt und wurde dann mit dem Zug nach Fulda überführt. Vom Bahnhof bis zum Dom folgte ein Trauerzug durch Fulda dem Sarg“, sagt Miller.

Auch Räume in Schloss Fasanerie

In der Sonderausstellung erfahren die Besucher viel über das Leben und Wirken dieser außergewöhnlichen Frau. Jeder Raum des Badehauses ist einem Lebensbereich Annas gewidmet. Familie, Wohnorte, Musik und Religion sind nur einige davon. Bei den Exponaten sind laut Miller rund 90 Prozent aus dem Fundus des „Museums Schloss Fasanerie“. Zu sehen sind aber auch Leihgaben aus anderen Museen. „Im Schloss selbst sind einige Räume so eingerichtet, wie sie zur Zeit von Anna aussahen“, sagt Miller. Auch das Tafelservice, das zu Annas Mitgift bei der Heirat von Prinz Friedrich Wilhelm gehörte, ist auf einer Tafel gedeckt. „Diese Räume werden auch während der normalen Führungen zu sehen sein“, so Miller. Porträts von Anna und ihrer Familie, ein Altarleuchter, eine Monstranz und das Oberteil eines Kleides der Landgräfin, das sie zur Hochzeit ihres Sohnes Alexander Friedrich trug, können die Museumsbesucher bestaunen.

Auch im Veranstaltungsprogramm findet sich Landgräfin Anna von Hessen wieder. Am 16. Juni spielt der Cellist Raffi Geliboluoglu Werke hessischer Komponisten, die heute in Vergessenheit geraten sind. Auch ein Werk von Annas Sohn Alexander Friedrich, der fast erblindet war, ist dabei.

Konzerte zum Thema

Das „Ensemble d’Orion“ spielt am 14. Juli Werke von Zeitgenossen Annas. Auf dem Programm stehen dabei auch Kompositionen von Clara Schumann und Johannes Brahms, mit denen Landgräfin Anna in regem Briefkontakt stand. Die Pianistin Ute Weyand spielt am 28. Juli auf dem Flügel, der 1892 für Alexander Friedrich in Hamburg gefertigt wurde, und der heute als Konzertflügel in „Schloss Fasanerie“ steht. Die aktuelle Sonderausstellung „Landgräfin Anna – Leben im Schloss Fasanerie“ wird noch bis zum 14. Oktober gezeigt. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet sechs Euro für Erwachsene und drei Euro für Schüler.