Klartext: Freiheit - und was die für uns bedeuten kann

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Von: Christopher Göbel

Maskenpflicht adé - aber wie steht es mit der Eigenverantwortung?
Maskenpflicht adé - aber wie steht es mit der Eigenverantwortung? © Pixabay/Duangphung

Wo beginnt die (Masken-)Freiheit und wo endet sie? Dieser Frage geht Christopher Göbel in seinem aktuellen Kommentar nach.

Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“. Dieses Zitat wird dem Philosophen Immanuel Kant zugeschrieben. In heutige Sprache gebracht, könnte man sagen: „Du kannst alles tun, so lange es keinem anderen schadet“.

Ich beziehe das jetzt mal auf die nicht mehr vorhandene Maskenpflicht. Für die Einen ist es Freiheit, nun ohne „Gesichtswindel“ oder „Maulkorb“ durch Läden und Restaurants gehen zu können. Rechtlich gesehen ist das seit Beginn des Monats vollkommen legitim – außer, ein Laden macht von seinem Hausrecht Gebrauch und lässt nur Maskenträger ein. Für mich ist es die Freiheit, dort, wo ich es möchte, weiterhin eine Maske tragen zu können. Und zwar, um bei den immer noch sehr hohen Inzidenzzahlen mich selbst und die Menschen in meiner engeren Umgebung zu schützen. Ich darf das und ich will das. Und ich muss mich nicht von irgendwem dumm anlabern lassen, warum ich eine Maske aufhabe. Ich habe meine Gründe – und wenn ich derzeit durch die Stadt oder den Supermarkt laufe, so fällt mir auf, dass ich nicht der einzige bin, der so denkt.

Dass Masken Schutz vor Infektion bieten, sollte inzwischen den meisten Menschen klar sein. Und ich meine nicht nur Corona, sondern alles, was durch Tröpfchen übertragen werden kann. Wenn wir vor einigen Jahren Bilder aus Asien gesehen haben, in denen Menschen Masken trugen, um sich zu schützen, haben wir uns gewundert. Michael Jackson haben wir mit Maske belächelt und es für Starallüren gehalten. Und heute? Jetzt wissen wir, dass Schutzmasken wirklich Schutz bieten. Diesen Schutz möchte ich für mich beibehalten – zumindest, so lange Corona noch nicht aus der Welt ist. Es ist meine Freiheit, mich zu schützen. Und es ist jemand anderen Freiheit, keine Maske mehr zu tragen. Das akzeptiere ich.

Um auf Kant zurückzukommen: Was aber wäre, wenn jemand mich ohne Maske anhustet, der mit COVID-19 infiziert ist? Er oder sie muss das gar nicht zwangsläufig wissen, aber ich würde mich eventuell anstecken – und damit wäre meine Freiheit im wahrsten Sinne des Wortes eingeschränkt, Stichwort Quarantäne. Schwierig, oder?

Das Anfangszitat gilt für die Corona-Pandemie also eigentlich nicht. Meine Freiheit ist es, Maske zu tragen, die Freiheit meines Gegenübers ist es, keine Maske zu tragen. Wenn ich dann trotzdem erkranke, hat mir meine Freiheit nichts genützt – und eventuell ist die Freiheit des Anderen dafür ursächlich. Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage, dass mit die Maske noch immer ein sicheres Gefühl gibt. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit und in meinem Umfeld kommen fast täglich neue Corona-Infektionen dazu – aber ich frage mich, wie wir jetzt dastünden, wenn wir keine Maskenpflicht gehabt hätten. Jetzt ist es jedem selbst überlassen, ob und wie er sich vor Ansteckung schützen möchte. Eigenverantwortung nennen das die Politiker, die mit dem Auslaufen des Infektionsschutzgesetzes alle Verantwortung auf Bürgerinnen und Bürger abgewälzt haben. Nun denn. Dann lasst uns eigenverantwortlich handeln.