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Kirchenmusik im Advent: Es wird leiser, aber nicht still

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Von: Christopher Göbel

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Der Fuldaer Domkapellmeister Franz-Peter Huber spricht im Interview darüberm, wie sich sein Arbeitsleben und auch das der zahlreichen Chormitglieder seiner drei Chöre verändert hat.
Der Fuldaer Domkapellmeister Franz-Peter Huber spricht im Interview darüberm, wie sich sein Arbeitsleben und auch das der zahlreichen Chormitglieder seiner drei Chöre verändert hat.

Interview mit dem Fuldaer Dimkapellmeister Franz-Peter Huber zur derzeitigen Situation der Kirchenmusik in der Advents- und Weihnachtszeit.

Fulda. Für den Fuldaer Domkapellmeister Franz-Peter Huber hat die Corona-Pandemie einiges im Berufsalltag verändert. FULDA AKTUELL sprach mit dem Kirchenmusiker, der den „Domchor“, den „JugendKathedralChor“ und die „Capella Cathedralis“ leitet.

FULDA AKTUELL: Wie wird sich für Sie die Weihnachtszeit ohne Chormusik und Gemeindegesang anfühlen?

FRANZ-PETER HUBER: Generell fehlt ohne musikalischen Rahmen durch Chor- oder Gemeindegesang ein wichtiger Teil der feierlichen Gestaltung von Gottesdiensten. In der traditionell vom Gesang geprägten Advents- und Weihnachtszeit ist dies für alle, Ausführende und Besucher, umso mehr ein bedauerlicher Einschnitt und macht mich natürlich etwas traurig.

FA: Welche Möglichkeiten gibt es am Dom, die altbekannten Weihnachtslieder der Gemeinde trotz Corona dennoch näher zu bringen?

HUBER: Wir planen derzeit –allerdings ohne jegliche Gewissheit bezüglich der Durchführung – in den Pontifikal- und Kathedralämtern an den Weihnachtsfeiertagen in Kleingruppen bestehend aus unseren Chormitgliedern den Gemeindegesang stellvertretend zu übernehmen und darüber hinaus in dieser Besetzung weihnachtliche Gesänge zu musizieren. Außerdem gibt es vom Bistum für die Advents- und Weihnachtszeit eine Postkarten-Aktion bei der über QR-Codes eigens durch den „JugendKathedralChor Fulda“ eingesungene Weihnachtslieder zum Mitsingen und Zuhören einladen.

FA: Wie gestaltet sich derzeit die Arbeit mit Ihren Chören am Dom?

HUBER: Die Sommerzeit haben wir genutzt, um im Innenhof des Priesterseminares im Freien zu proben. Als es dann kälter und dunkler wurde, sind wir in den Dom gewechselt. Alle Proben fanden unter strengen Hygienevorschriften und den notwendigen Abstandsregeln statt. Das hat die Chorarbeit maßgeblich beeinflusst, da sich die Sängerinnen und Sänger durch die großen Abstände zueinander weniger gut hören konnten, was das chorische Singen beeinflusst. Im Moment sind nun leider keine Proben möglich.

FA: Was bedeutet die lange Chorpause für Ihre Chormitglieder, hier vor allem auch die jungen Sängerinnen und Sänger des „JugendKathedralChores“?

HUBER: Wir erhalten viele Rückmeldungen von unseren Sängern, dass ihnen das Singen und natürlich auch die Gemeinschaft sehr fehlen. Einige Sänger wurden vermehrt als Kantoren in Gottesdiensten eingesetzt oder haben in Kleingruppen die Gemeindelieder gesungen. Das kann dennoch das gemeinsame Musizieren und den mehrstimmigen Chorgesang nicht ersetzen.

FA: Nutzen Sie digitale Möglichkeiten um Weihnachtsmusik zu präsentieren?

HUBER: Zum einen werden die Adventssonntags-Gottesdienste live aus der Michaelskirche gestreamt, sodass man diese von zuhause mitfeiern kann. Und es gibt auf unserer Homepage Links zu Aufnahmen von Advents- und Weihnachtsmusik, die „Domchor“ und „JugendKathedralChor“ aufgeführt haben.

FA: Proben Sie mit Ihren Chören derzeit per Videochat? Falls ja, wie funktioniert das?

HUBER: Wir haben das Proben über Online-Konferenzen ausprobiert. Für den „Domchor“ und „JugendKathedralChor“ bleiben Onlineproben lediglich ein Behelfsmittel. Für unsere jüngeren Gruppen, die „Domsingschule“ und den B-Chor des „JugendKathedralChores“, eignet sich die digitale Plattform gut und wird auch stärker angenommen.

FA: Wie werden die Advents- und Weihnachtsgottesdienste im Dom musikalisch gestaltet werden?

HUBER: Dazu können wir nur Überlegungen äußern. Es gilt, die Regelungen des Bistums abzuwarten. Denkbar wäre beispielsweise mehrstimmiger Gesang in Kleingruppen mit instrumentaler Begleitung. Die klassische Chor-Orchester-Messe, die sonst am 1. Weihnachtsfeiertag erklingt, wird es dieses Jahr nicht geben.

FA: Was sagen Sie zur derzeitigen Situation und zur Kirchenmusik in Coronazeiten allgemein?

HUBER: Mein Arbeitsleben hat sich sehr verändert. Ab Ostern bis in den Sommer gab es vier Streaming-Gottesdienste pro Woche, die ich als Kantor anstatt der Chöre musikalisch gestaltet habe. Der Chorbetrieb war seit Mitte März stillgelegt. Aus meiner primär praktischen Chor-)Arbeit wurde theoretische Ideenentwicklung, viele Telefonate und Videokonferenzen wurden geführt. Ständige Überlegungen, wie man den Chorbetrieb Stück für Stück und regelkonform wieder ankurbeln könnte, wurden Alltag. Ich habe mich sehr gefreut, als ab August die Chorproben im Freien einen ersten Aufwärtstrend anzeigten. Wir warten auf den Impfstoff, der hoffentlich bald wieder ein gemeinsames Singen und Proben erlauben wird. Solange gilt es nun positiv zu bleiben.

ZUR PERSON

Er studierte katholische Kirchenmusik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz mit dem Abschluss als A-Kirchenmusiker und Diplom-Gesangspädagoge. Chor- und Orchesterleitung belegte er im Rahmen eines künstlerischen Aufbaustudiums bei Prof. Wolfgang Schäfer an der Hochschule für „Musik und Darstellende Kunst“ in Frankfurt/Main, mit dem Abschluss als Diplom-Chordirigent. Nach dem Studium war Franz-Peter Huber als Domkantor in Mainz tätig. Seit Dezember 1997 hat Franz-Peter Huber das Amt des Domkapellmeisters am Fuldaer Dom inne. Seit Dezember 1983 ist er als Dirigent tätig, hiermit verbunden ist eine rege Konzerttätigkeit mit verschiedenen Vokalensembles in Zusammenarbeit mit namhaften Orchestern. Ebenso wirkt er als Konzertsänger besonders im Bereich Lied und Oratorium.