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Interview mit dem Friedensforscher Dr. Daniele Ganser: "Wir sind alle Teil der Menschheitsfamilie"

Erstellt: 

Von: Christopher Göbel

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Alle Kriege sind illegal, sagt der Schweizer Dr. Daniele Ganser. Wir sprachen exklusiv in Fulda mit dem Friedensforscher.

Dr. Daniele Ganser, Friedensforscher aus der Schweiz, spricht in Fulda.
Dr. Daniele Ganser, Friedensforscher aus der Schweiz, spricht in Fulda. © Deniz Bora

Fulda - „Wir alle gehören zur großen Menschheitsfamilie“, sagt Dr. Daniele Ganser. Er ist Friedensforscher aus der Schweiz und hielt am Montagabend einen Vortrag vor mehr als 500 Zuhörern in der „Plaza“ des „Hotel Esperanto“. Kurz vorher traf ihn die „Fulda aktuell“-Redaktion zu einem Exklusiv-Interview.

Ganser ist überzeugt davon, dass alle Konflikte, die es auf der Welt gibt, friedlich gelöst werden können. „Ich möchte mit meiner Arbeit vor allem Aufklärung leisten und den Frieden fördern“, sagt Ganser. Grundsätzlich sei jeder Mensch fähig, andere zu töten. Und bei einer stetig steigenden Weltbevölkerung müsste die Menschheit lernen, friedlich miteinander umzugehen. „Sonst wird es uns allen schlecht ergehen.“

"Die Mehrheit will keinen Krieg"

Kriege gebe es seit Beginn der Menschheitsgeschichte, doch heute seien die Waffensysteme so weit fortgeschritten, dass die Menschheit sich selbst völlig auslöschen könne. „Es gibt Waffen, die ohne menschliches Zutun töten können“, sagt der Schweizer. „Die Mehrheit der Menschen will keinen Krieg und keine Folter“, so Ganser. Alle diese Menschen zählt er zur weltweiten Friedensbewegung. „Die meisten Deutschen sagen: ,Wir haben keinen Krieg’“. Das, so Ganser, stimme nicht. „Soldaten der Bundeswehr sind im Auslandseinsatz. Und auch, wenn es Hilfsmission genannt wird, um Brunnen zu bauen und Kinder zu unterrichten. Dafür braucht man keine Soldaten“, konstatiert er. Man müsse sich in die Rolle der Bürger eines Landes versetzen, das bombardiert wird. „Die sagen auf jeden Fall, dass Krieg sei.“

Gegner des US-amerikanischen Imperialismus

Ganser ist ein offensichtlicher Gegner der USA: „In allen amerikanischen Präsidenten sehe ich eine Gefahr“, so Ganser. Dabei sei es egal, ob Clinton, Bush senior, Bush junior, Obama oder Trump. „Sie alle sind Kriegsverbrecher, denn sie haben andere Länder bombardiert“, ist der Friedensforscher überzeugt. Alle dienen dem amerikanischen Imperialismus“, so Ganser. Jegliches Land, das ein anderes attackiert, verstoße gegen das UNO-Gewaltverbot.

"Was ist bei 9/11 wirklich passiert?"

Auch hat sich der Friedensforscher intensiv mit den Vorgängen in New York am 11. September 2001 auseinandergesetzt. Seine Frage, ob das dritte Hochhaus („World Trade Center 7“) wirklich durch Feuer und nicht vielleicht wegen Sprengung eingestürzt ist, hat ihm viel Kritik eingebracht. „Ich habe mit zwei renommierten Schweizer Baustatikern gesprochen. Sie sagten: dieses Gebäude wurde mit großer Wahrscheinlichkeit gesprengt“, so Ganser. Dass der Friedensforscher dafür von vielen Kritikern als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet wurde, gefällt ihm nicht. „Ich möchte nur, dass man sich damit beschäftigt, was mit WTC 7 wirklich passiert ist.“

Zur Politik in Deutschland sagt Ganser: „Im schlimmsten Fall führt jede Regierung – egal welcher Partei die Mitwirkenden angehören – Kriege.“ Eine SPD-/Grüne-Regierung habe Serbien bombardiert, die CDU habe die Bundeswehr nach Syrien geschickt. „Es kommt darauf an, welche Parteien Regierungsverantwortung haben. Aber es wäre denkbar, dass auch die Linke und die AfD Kriege führen“, so Gansers Überzeugung.

„Nur defensiv im Einsatz“

Als Möglichkeit, Kriege auf der Welt zu verhindern, sieht der Friedensforscher eine Möglichkeit: Nationale Armeen sollten das eigene Land nicht verlassen, sondern nur defensiv im Einsatz sein. Zum Thema Bundeswehr sagt Ganser: „Die Soldaten sollten das Land nicht verlassen. Soldaten haben im Extremfall den Auftrag zu töten.“ Was die Nachwuchswerbung der Bundeswehr angeht, hat der Friedensforscher ebenfalls seine Meinung: „Mit Technik kann man junge Männer begeistern“, sagt er zum Thema, dass sich die Bundeswehr beispielsweise auf „Hessentagen“ und anderen Großveranstaltungen präsentiert. „Aber niemanden interessiert es, wie es den Soldaten im Auslandseinsatz geht. Krieg ist brutal und führt zu Traumata, aber das wird an diesen Shows nie gezeigt“, so Ganser. „Die Bundeswehr sollte nur dazu da sein, das Land zu verteidigen, wenn es überfallen wird.“

„Deutschland sollte aus der NATO austreten“, ist ein weiterer Vorschlag. Denn laut Ganser hat die NATO-Osterweiterung die Spannungen zwischen Deutschland und Russland weiter verstärkt. „Für die NATO gibt es zwei Feindbilder: die Russen und Muslime“, so Ganser.