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„Dieses Amt ist eine Ehre für mich“: Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld im „Fulda aktuell“-Redaktionsgespräch

Erstellt: Aktualisiert: 

Von: Christopher Göbel

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Halbzeit-Gespräch mit Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld zur Lage der Stadt.

Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko WIngenfeld im FULDA AKTUELL-Redaktionsgespräch.
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld im FULDA AKTUELL-Redaktionsgespräch. © Pietschmann
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko WIngenfeld im FULDA AKTUELL-Redaktionsgespräch.

Fulda - Am 15. August 2015 trat Dr. Heiko Wingenfeld das Amt als Oberbürgermeister von Fulda an. Nun sind fast drei Jahre vergangen. Im „Fulda aktuell“-Redaktionsgespräch erzählt der OB, was ihn in dieser Zeit beschäftigt hat und was das Amt für ihn bedeutet. „Es waren spannende und herausfordernde Jahre“, sagt Wingenfeld. Gleich zu seinem Amtsantritt stand die Stadt vor der Herausforderung, in 48 Stunden eine Unterbringungsmöglichkeit für tausende Flüchtlinge zu schaffen. „Ich habe mir den Einstieg anders gewünscht“, so der OB. Dennoch ist er froh, dass die Stadt „diese Aufgabe gestemmt hat“. „So etwas erdet einen“, ist er überzeugt.

Erfolgreiche Projekte seit seinem Amtsantritt sieht Wingenfeld beispielsweise in der Entwicklung, die das ehemalige „Eika“-Areal genommen hat. „Ich bin höchst zufrieden, wie schnell dieses Gebäude durch den Investor aufgearbeitet wurde.“ Auch die Stadt habe ihren Beitrag dazu geleistet. Im gleichen Zusammenhang bedauert Wingenfeld jedoch, dass immer mehr Traditionsunternehmen aus dem Stadtbild verschwänden.

Positive Entwicklung

Die Entwicklung am Löhertor hingegen sieht der OB positiv: „Die Menschen können jetzt wahrnehmen, dass sich dort etwas tut“, sagt er. Was dort entsteht, werde das gesamte Quartier aufwerten. Wichtig sei ihm auch der innerstädtische Wohnraum, der am Löhertor entsteht. An sich ist das Thema Innenstadt ein sehr wichtiges für den Oberbürgermeister. Neben Wohnmöglichkeiten auch für sozial schwächere Bürger sowie Studenten möchte Wingenfeld für eine funktionierende Infrastruktur sorgen, um die Lebensqualität in Fulda auf einem hohen Niveau zu halten. „Fulda ist eine lebens- und liebenswerte Stadt“, ist der OB überzeugt. Im Zuge der geplanten Aktivitäten in den kommenden Jahren (Stadtjubiläum, Hessentag und Landesgartenschau) sieht Wingenfeld große Entwicklungschancen für die Stadt. Beim Thema „Bahn“ freut er sich, dass das Unternehmen mit der Grundsteinlegung zum „DB Trainingszentrum“ in Bahnhofsnähe „noch besser an Fulda gebunden“ werde. „Die zentrale Lage unserer Stadt ist ein Segen für uns“, so der OB. Dies sei eine „Errungenschaft, die es auszubauen gilt.“ Auch die Entscheidung für die Bahn-Trassenvariante IV von Fulda nach Frankfurt begrüßt der OB. „Wenn man in 39 Minuten von Frankfurt nach Fulda kommt, wird das neue Perspektiven eröffnen“, ist er überzeugt.

"Ich bin Lokalpatriot"

Zehn Jahre lebte und arbeitete Wingenfeld, der in Fulda aufwuchs und zur Schule ging, in der Mainmetropole. „Dort wird Fulda von Vielen als provinziell wahrgenommen“. Er aber sei von Stadt und Region überzeugt: „Ich bin Lokalpatriot und schätze die Schönheit und Lebensqualität in unserer Stadt“, sagt er. Über das gesellschaftliche Klima in Fulda denkt der OB, „dass wir zwar städtisch sind, aber nicht anonym wie ein großstädtischer Ballungsraum“. Er wisse, dass es auch in Fulda sehr unterschiedliche Lebenswelten gebe, die aber insgesamt von einem starken Gemeinschaftsempfinden geprägt sei „nicht zuletzt durch die immer noch stark kirchliche Prägung“, wie er sagt.

Beim Thema Asylbewerber hofft Wingenfeld, diese gut integrieren zu können, aber: „Man muss auch Integrationsbereitschaft einfordern.“ Fulda sei eine Stadt, in der die Menschen „hilfsbereit sind und an der Gemeinschaft teilnehmen wollen“. Als Oberbürgermeister wolle er gemeinsam mit den städtischen Gremien die Bedingungen schaffen, dass die Fuldaer sagen: „Ich lebe gerne in Fulda“.

Soziale Brennpunkte

Auch in Quartieren, die soziale Brennpunkte sind, bemühe sich die Stadt, Angebote zu machen und somit die Wohngegenden durch kulturelle und sportliche Aktivitäten aufzuwerten. „Am Aschenberg haben wir einige Initiativen angestoßen. Und dieses Quartier wird heute kaum noch als ,problematisch’ wahrgenommen“, sagt Wingenfeld. „Die Stadt möchte aktiv dabei helfen, Gemeinschaft zu stiften“, so der OB. Der Aschenberg sei dabei ein ermutigendes Beispiel. Seit Wingenfelds Amtsantritt bemüht er sich, Neubaugebiete zu erschließen, beispielsweise in Sickels, Haimbach oder Maberzell. „Haimbach wird dann Edelzell als größten Stadtteil ablösen“, so der OB. Aber auch der innenstädtische Bereich müsse als Wohnort attraktiv bleiben. „Eine Stadt muss von innen heraus wachsen“, so Wingenfeld. Auch mit dem demografischen Wandel gehe es einher, dass innerstädtische Einkaufsmöglichkeiten und kurze Wege forciert werden müssten. „Die Innenstadt soll für alle Generationen und auch für Studenten attraktiv bleiben“. Von letzteren gäbe er derzeit über 9.000. „Das studentische Leben spielt sich noch zu wenig in der Innenstadt ab“, sagt der OB.

Als Oberbürgermeister von Fulda ist Wingenfeld in der außergewöhnlichen Lage, dass drei Amtsvorgänger noch in der Stadt leben. „Dr. Hamberger, Dr. Rhiel, Gerhard Möller und ich betreiben einen durchaus intensiven Austausch“, so Wingenfeld. „Keiner von ihnen muss oder will sich profilieren, so dass wir ein extrem gutes Miteinander leben“.

Urlaub in Holland

Als Privatmann hingegen ist Heiko Wingenfeld so gut wie nie unterwegs. „Ich bin immer im Dienst, auch wenn ich in seltenen Fällen in Freizeitkleidung herumlaufe“, so der OB. Er ist seiner Frau Lioba, seinen Kindern und seiner Familie sehr dankbar, dass sie ihn stets unterstützen. „Ich versuche nach Kräften, als Vater präsent zu sein“, sagt er. Außerhalb Fuldas kann er das auch sein, denn in den Sommerurlaub geht es in diesem Jahr nach Holland. „Letztes Jahr waren wir in Kroatien, das war uns etwas zu warm“, schmunzelt er.