Ein Kommentar von Christopher Göbel zum Thema Kinder und Jugendliche in Coronazeiten.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt... Ja, wir waren mitten in der Zeit des
Jahres, die ich als Kind als eine der schönsten empfand. Vorfreude auf das Fest,
die Familie, gutes Essen. Das ist heute weit weg von dem, was unsere Kinder
jetzt empfinden mögen. Regelmäßige Coronatests in der Schule, Einlasskontrollen
im Einzelhandel, nicht zu wissen, ob man mit den Großeltern an Weihnachten
zusammen sein kann und vieles mehr, an das ich als Kind nicht zu denken gewagt
hätte.
Wie mag es unseren Kindern damit gehen, dass ihrer Jugend durch das Virus die
Unbeschwertheit genommen wurde? Das sie nicht zu jeder Zeit das machen konnten,
was sie gerne getan hätten: Ausflüge, Urlaubsreisen, Freizeitparks, Freunde
treffen.
Wir alle sind seit Beginn der Pandemie zu Einschränkungen gezwungen, um uns
selbst und andere zu schützen. Für mich sage ich, dass das nicht immer angenehm
war und ist, aber dass ich mich mit den Umständen arrangiert habe. Ich zeige
bereitwillig Impfnachweis und Ausweis an der Ladentür, ziehe in Bus und Bahn
sowie an vielen anderen Orten die Maske auf, halte Abstand und schüttele keine
Hände. Das gibt mir ein bisschen Sicherheit, dass ich niemanden anstecke und
mich selbst nicht infiziere.
Eine 100-prozentige Sicherheit habe ich indes nicht. Die hat niemand. Ich habe
es erlebt: Ein naher Verwandter, der immer äußerst penibel auf alle
Vorsichtsmaßnahmen geachtet hat, hat nun Corona. Seine Lebensgefährtin auch.
Wir treffen immer mit anderen Menschen zusammen. Sei es im Job oder im
Supermarkt. Die einzige Alternative, sich komplett vor dem Virus (oder auch
jedem anderen Virus) zu schützen, wäre eine komplette Absonderung. Doch das ist
eine utopische Vorstellung. Menschen sind Herdentiere, die soziale Interaktion
brauchen. Das geht zwar teilweise über digitale Medien, aber es ist nicht
„echt“.
Ich treffe gerne auf Menschen, unterhalte mich gerne, sehe ihnen in die Augen.
Das geht per Videokonferenz nur bedingt, beim Chatten fehlen Emotionen fast
gänzlich. Unsere Kinder gehen zum Glück wieder regelmäßig zur Schule und halten
so ihre sozialen Kontakte auf einem erträglichen Level. Aber nicht nur Freunde
gehören zum Leben. Auch die Großeltern sind ein fester Teil. Doch kann man diese
noch risikolos besuchen, wenn man in der Schule mehr oder weniger engen Kontakt
zu vielen Menschen hatte? Das sind Gedanken, die sich unsere Kinder heute machen
müssen, an die wir aber damals keine Sekunde gedacht hätten.
Auch Schulschließungen beziehungsweise verlängerte Weihnachtsferien stehen wegen
der Omikron-Variante wieder im Raum. Noch mehr Einsamkeit...
Wie wir die Pandemie überwinden können, kann nicht der Einzelne bestimmen. Das bestimmt die Gemeinschaft. Und so lange Impfgegner im ganzen Land alle gesetzlichen Vorgaben missachten und sich regelmäßig zu hunderten oder tausenden zusammenschließen, um „Spaziergänge“ zu machen, werden wir die Pandemie nicht in den Griff bekommen können. Ich wünsche Ihnen dennoch schöne Rest-Feiertage und einen guten Beschluss (oder Rutsch).