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Bischöfin Dr. Hofmann zur gleichgeschlechtlichen Ehe

Erstellt: Aktualisiert: 

Von: Christopher Göbel

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Dr. Beate Hofmann, die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) nimmt Stellung zum Thema „Segnung gleichgeschlechtlicher Paare“ innerhalb der Landeskirche.
Dr. Beate Hofmann, die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) nimmt Stellung zum Thema „Segnung gleichgeschlechtlicher Paare“ innerhalb der Landeskirche. ©  medio.tv/schauderna

Dr. Beate Hofmann, die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) nimmt Stellung zum Thema „Segnung gleichgeschlechtlicher Paare“ innerhalb der Landeskirche.

Region - Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat verlauten lassen, dass er „unglücklich über die Post der Glaubenskongregation“ sei. Er habe den Eindruck, man wolle dort „die ernsthafte theologische Debatte über den Umgang mit Homosexualität unterbinden“.

Wie sieht es in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) aus? „Fulda aktuell“ fragte die Landesbischöfin Dr. Beate Hofmann, wie in der evangelischen Kirche mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften unter den Gläubigen umgegangen wird.

FULDA AKTUELL: Die katholische Kirche verbietet die Segnung homosexueller Paare weiterhin. Wie hält es die evangelische Landeskirche damit?

DR. BEATE HOFMANN: Das Traugesetz gilt in Kurhessen-Waldeck auch für gleichgeschlechtliche Paare. Die Landessynode der EKKW hat im April 2018 eine Änderung ihres Traugesetzes verabschiedet, die auf die im Oktober 2017 in Kraft getretene staatliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare bei der Trauung folgt. Als Grundvoraussetzung für einen „kirchlichen Segnungsgottesdienst anlässlich einer Eheschließung“ gilt weiterhin eine staatliche Eheschließung. Bereits 2011 hatte die Landessynode Paaren, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, die Möglichkeit eröffnet, in einem öffentlichen Gottesdienst gesegnet zu werden. Dazu war von der Liturgischen Kammer eine Handreichung „Segnung von Paaren in eingetragener Lebenspartnerschaft“ erarbeitet worden, die auch bei der Trauung weiterhin herangezogen werden soll.

FA: Wird die Verbindung gleichgeschlechtlicher Paare in der evangelischen Kirche auch als „Trauung“ bezeichnet?

HOFMANN: Ja. Wobei, ganz streng theologisch geredet, es eine evangelische „Trauung“ in dem Sinne nicht gibt, weil wir die Ehe nicht als ein von Gott selbst eingesetztes Sakrament (wie Taufe oder Abendmahl) verstehen. Die Ehe ist eine „gute Ordnung“, die in die Zuständigkeit des Staates fällt. Vor dem Altar steht ein bereits verheiratetes Paar, das öffentlich den Segen empfängt, weswegen ja die Feier auch in zeitlicher Distanz zur Eheschließung stattfinden kann – aber immer nach ihr. Das ist vielleicht der deutlichste und sehr grundlegende konfessionelle Unterschied im Verständnis der Ehe, das auf Martin Luther zurückgeht, der die Ehe „ein weltlich Ding” nannte. Im Grunde ist es eine seelsorgerliche Handlung.

FA: Wie stehen die Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche der Thematik mehrheitlich gegenüber?

HOFMANN: Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit der Pfarrerinnen und Pfarrer der EKKW Trauungen von gleichgeschlechtlichen Paaren vornimmt beziehungsweise vornehmen würde. Fälle von Verweigerung sind nicht bekannt. Wenn überhaupt, wird das im Vorfeld von Pfarrerinnen und Pfarrern untereinander geklärt beziehungsweise Paare wenden sich erst gar nicht an Pfarrerinnen oder Pfarrer, bei denen eine negative Einstellung vermutet wird. Diese könnten eine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare im Einzelfall „aus Gewissensgründen“ ablehnen. Dann würde eine Kollegin oder ein Kollege einspringen.

FA: Gibt es Zahlen, wie viele gleichgeschlechtliche Paare in der Landeskirche getraut/gesegnet wurden?

HOFMANN: Nein. Trauungen von gleichgeschlechtlichen Paaren werden in dasselbe Trauungs-Buch eingetragen, indem auch heterosexuelle Paare vermerkt sind. Es gibt daher keine Unterscheidung und keine gesonderte Zählung mehr.

FA: Was sagen Sie zu der Erneuerung des „Nein“ der katholischen Kirche? Ist das noch zeitgemäß?

HOFMANN: Die evangelische Kirche hat in den letzten 20 Jahren weltweit sehr intensiv über ihre Haltung zu Homosexualität diskutiert. Das hat – angesichts neuerer Erkenntnis zu Homosexualität in der Antike – zu einer Neubewertung biblischer Aussagen zu Homosexualität geführt. Die Aussagen in der Bibel kritisieren vor allem bestimmte in der antiken Welt mit Homosexualität verbundene religiöse Praktiken. Wir sehen Homosexualität nicht als Krankheit oder Widerspruch zu Gottes guter Schöpfung. Sie ist auch keine Sünde, wie Sexualität überhaupt keine Sünde ist, solange nicht Gewalt im Spiel ist, die die Würde von Menschen als Gottes Ebenbild verletzt.

Darum sind wir überzeugt, dass auch auf Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die sich lieben und auf Dauer für einander da sein wollen, Gottes Segen ruht. Das entscheidende Kriterium ist für uns, dass der einvernehmliche Wille zur lebenslangen Treue und Partnerschaft vorliegt. In dieser Diskussion steckt die katholische Kirche noch mittendrin, wie auch andere Kirchen. Das ist keine Frage der „Zeitgemäßheit“, sondern des Verständnisses der Auslegung der Heiligen Schrift.

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