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Soziales Engagement: Impfeinsätze statt Ruhestand

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Von: Christopher Göbel

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Viele freiwillige Helfer aus dem medizinischen Bereich engagieren sich in den Impfzentren der Region. Dazu gehören auch Renate und Gerhard Strupp, die – obwohl in Pension – im Künzeller Impfzentrum der „Malteser“ mitarbeiten.
Viele freiwillige Helfer aus dem medizinischen Bereich engagieren sich in den Impfzentren der Region. Dazu gehören auch Renate und Gerhard Strupp, die – obwohl in Pension – im Künzeller Impfzentrum der „Malteser“ mitarbeiten. © Malteser

Das Arztehepaar Renate und Gerhard Strupp impft bei den „Maltesern“ an den Wochenenden gegen COVID-19.

Fulda. Renate und Gerhard Strupp, beide Doktores im Ruhestand, engagieren sich als Impfärzte bei den „Maltesern“ in Fulda. Beide haben in Bonn studiert und 1975 ihre berufliche Laufbahn am „St. Elisabeth Krankenhaus“ als Medizinalassistenten in Hünfeld begonnen.

Gerhard Strupp.
Gerhard Strupp. © Privat

Im Anschluss daran hatte Dr. Renate Strupp die Praxis von Dr. Weber in Hainzell übernommen und als Allgemeinärztin die dortige Region versorgt, bis sie in Rente ging. Dr. Gerhard Strupp wechselte nach der Wehrpflicht als Stabsarzt ans Klinikum Fulda. Dort erwarb er die Facharztqualifikation Innere Medizin und Kardiologie. „Bis 2013 war ich dort als Assistenzarzt und Leitender Oberarzt in der kardiologischen Abteilung tätig. Danach war ich noch zwei Jahre in Lauterbach als Chefarzt der Kardiologie beschäftigt, ehe ich 2015 in Rente ging“, so Strupp gegenüber FULDA AKTUELL.

Was motiviert ein Arztehepaar, das schon einige Jahre den Ruhestand genießen kann, sich nun wieder medizinisch zu betätigen? „Die Motivation, tätig zu werden, war im Grunde der offensichtliche Mangel an Impfterminen zu diesem Zeitpunkt. Da nützt es eben wenig, die mangelhafte Impfquote zu beklagen, das war letztlich der Anlass, hier tätig zu werden“, sagt Strupp. Er und seine Frau hatten sich bei den „Maltesern“ beworben und dann im Dezember und im Januar im „Malteser“-Impfzentrum in Künzell gearbeitet. „Das war freitags von 14 bis etwa 20.30 Uhr sowie samstags und sonntags von 9 bis etwa 16 Uhr“, sagt der Mediziner.

„Es ist uns ein besonderes Anliegen, unsere Bewunderung den ehrenamtlichen Helfern der ,Malteser‘ auszudrücken. Wir als Rentner haben natürlich die Zeit zur Verfügung, an den Wochenenden zur Impftätigkeit anzutreten. Aber alle anderen Mitarbeiter in den Impfzentren sind meist berufstätig und opfern ihre Freizeit, um Impftermine zu ermöglichen. Das nennen wir soziale Solidarität“, loben Renate und Gerhard Strupp die Zusammenarbeit mit den „Maltesern“.

„Als Schulmediziner sind wir von dem ,Prinzip Impfung‘ überzeugt. Es gibt kaum eine erfolgreichere präventive Technik als die Impfung. Man denke beispielsweise an die Pocken oder die Polioerkrankung, die damit erfolgreich bekämpft werden konnten. Die Immunisierung gegen COVID ist ohne Zweifel der Schlüssel für die Überwindung der Pandemie“, ist Strupp überzeugt.

Renate Strupp
Renate Strupp © Privat

Im Gespräch ist derzeit eine mögliche zweite Booster-Impfung für Menschen ab 60 Jahren. „Die Boosterung allgemein ist ein Weg zur Verbesserung des Impfschutzes durch Stimulation des Immunsystems. Tatsächlich liegen Erkenntnisse vor, die eine zweite Boosterung bei Risikopopulationen sinnvoll erscheinen lassen, weshalb wir dies auch befürworten“, so das Ehepaar. Sie sehen eine zweite Boosterung prinzipiell bei allen Menschen als sinnvoll an, „insbesondere aber bei Risikokollektiven altersbezogen oder mit wesentlichen Vorerkrankungen.“

Sind Menschen nach der ersten Boosterung tatsächlich gegen das Coronavirus geschützt? „Soweit wir die Literatur beziehungsweise Veröffentlichungen diesbezüglich überblicken, ist ein prinzipieller Schutz nach der ersten. Boosterung objektiv vorhanden, das heißt, man ist mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit vor einem schweren Verlauf geschützt“, sagt Strupp. Das heiße jedoch nicht, dass man nicht prinzipiell infiziert werden kann. „Die Verläufe sind dann aber mild beziehungsweise nahezu asymptomatisch. Leider schützen die aktuellen Impfstoffe nicht vollständig vor einer Infektion“, so der Mediziner.

Bei manchen Menschen ist die COVID-19-Impfung mit Nebenwirkungen verbunden. „Bei allen Impfungen ist ein gewisses Spektrum an Nebenwirkungen normal und als Teil der immunologischen Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfagens zu sehen“, so der Mediziner. Am häufigsten und harmlos kämen lokale Irritationen an der Impfstelle vor, aber auch Unwohlsein, Fieber, Übelkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen seien möglich. „Diese Erscheinungen sollten aber nach Stunden oder wenigen Tagen überwunden sein. Alles andere, was darüber hinaus geht, sollte Anlass sein sich beim Hausarzt vorzustellen. Schwere Nebenwirkungen sind glücklicherweise extrem selten“, sagt Strupp.

Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder haben am Mittwoch mit Bundeskanzler Olaf Scholz Corona-Lockerungen beschlossen. Auch dazu hat der Fuldaer Mediziner eine Meinung: „Darüber wird heftig diskutiert, wobei in dem Zusammenhang natürlich die unterschiedlichen Interessen bei den Lockerungen zu berücksichtigen sind. Prinzipiell sollten Lockerungen sich in erster Linie an der Hospitalisierungsquote orientieren, um ein Instrument in der Hand zu haben um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, was bisher ja auch glücklicherweise weitgehend gelungen ist“, sagt Strupp. Grundsätzlich seien FFP2-Masken ein „hochwirksames Mittel um Infektionen zu reduzieren, was man allein schon an dem Rückgang der Influenzafälle fest machen kann.“

Einen Appell an ihreMitbürger haben Renate und Gerhard Strupp zum Abschluss noch: „Lassen Sie sich impfen. Denn: Sollte die Impfquote nicht den erforderlichen Bereich wie von der Wissenschaft gefordert erreichen, dann laufen wir Gefahr, im Herbst diesen Jahres eine nächste Welle zu erleben.“