1. lokalo24
  2. Lokales
  3. Fulda

Bad Hersfelder Festspiele: Bürgermeister schasst Intendanten

Erstellt: Aktualisiert: 

Von: Christopher Göbel

KommentareTeilen

Ein Foto aus früheren Zeiten: Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling (links) mit  Holk Freytag, der noch bis morgen Intendant der „Bad Hersfelder Festspiele“ ist. Der Bad Hersfelder Magistrat hat ihm am Dontag fristlos gekündigt. 	Foto: Archiv
Ein Foto aus früheren Zeiten: Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling (links) mit Holk Freytag, der noch bis morgen Intendant der „Bad Hersfelder Festspiele“ ist. Der Bad Hersfelder Magistrat hat ihm am Dontag fristlos gekündigt. Foto: Archiv © Lokalo24.de

Bad Hersfeld. Hohe Wellen schlägt die Nachricht, dass der Magistrat den Intendanten Holk Freytag während der laufenden Spielzeit gefeuert hat.

Bad Hersfeld. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der Bad Hersfelder Magistrat hat dem derzeitigen Intendanten Holk Freytag (70) fristlos zum Ende der diesjährigen Spielzeit am morgigen Sonntag gekündigt. Das hatte der neunköpfige Magistrat der Kreisstadt unter Vorsitz von Bürgermeister Thomas Fehling (FDP) am Montag in einer Sitzung beschlossen.

In einer Pressemitteilung nannte Fehling das hohe Budget der diesjährigen Spielzeit von knapp 5,16 Millionen Euro. Dies sei das höchste Gesamtbudget in der Geschichte der 64-jährigen Festspiele. "Trotz dieser Tatsache und trotz des gegenüber dem Vorjahr positiven Kartenverkaufs war vor einigen Tagen bekannt geworden, dass für die aktuelle Festspielsaison die finanziellen Ziele nicht erreicht werden", heißt es in Fehlings Pressemitteilung. Aus dem städischen Haushalt müssten zusätzlich zu den eingeplanten 1,081 Mio. Euro voraussichtlich weitere 250.000 bis 300.000 Euro nachbewilligt werden.

"Vertragsverstöße"

Fehling schreibt, dass angesichts der "schwierigen Haushaltslage" das Budget der Festspiele für 2015 um 400.000 Euro gekürzt worden sei. "Der Intendant war aufgefordert worden, unter diesen Rahmenbedingungen einen Spiel- und Wirtschaftsplan 2015 bis Mitte Juni dieses Jahres vorzustellen. Dies war nicht geschehen", heißt es vom Bürgermeister.

Er wirft Freytag vor, "seine Gesamtverantwortung nicht ausreichend wahrgenommen und gegen wesentliche vertragliche Regelungen verstoßen" zu haben. Somit sei die Fortsetzung des bestehenden Dienstvertrages bis zum 31. August 2016 (reguläres Vertragsende) nicht mehr zumutbar.

Holk Freytag schrieb in einer ersten Stellungnahme: "Diese Begründung ist aus der Luft gegriffen. Bürgermeister Fehling hat mich seit mehr als einem Jahr immer wieder grundlos angegriffen, verleumdet und meine Arbeit für die Bad Hersfelder Festspiele behindert. Dadurch hat er den Festspielen nachweisbar schwer geschadet." Er schreibt weiter: " Dass die Festspiele in diesem Jahr trotzdem pünktlich und erfolgreich durchgeführt werden konnten, ist nur der aufopfernden und großartigen Arbeit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, auf und hinter der Bühne geschuldet. Bürgermeister Fehling unterstreicht mit seinem Vorgehen einmal mehr seine Kulturferne".

Stimmen der Politik

Der Vorgang hat in der Region für viel Furore gesorgt. Auch beim sozialen Netzwerk "Facebook" haben viele Mitglieder ihre Meinung geäußert. "Politisch unklug. Kulturell desaströs. Menschlich unanständig.", schreibt Staatsminister Michael Roth, der SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meißner. Roth hatte noch vor kurzem die beiden Bundespräsidenten Joachim Gauck (BRD) und Heinz Fischer (Österreich) zu einer Aufführung der "Bad Hersfelder Festspiele" eingeladen.

"Die Entlassung von Freytag war überfällig, um den andauernden Streit zu Lasten der Festspiele endlich beizulegen. Holk Freytag hat in den vergangenen Jahren immer wieder künstlerische Freiheit mit finanzieller Freiheit verwechselt", sagte Timo Lübeck, der Kreisvorsitzende des CDU Hersfeld-Rotenburg.

Die Erste Kreisbeigeordnete Elke Künholz (SPD) sieht die "Turbulenzen um die Festspiele mit großer Sorge". Als "Aushängeschild der Region im kulturellen und touristischen Bereich" dürften die Festspiele keinen weiteren Schaden nehmen.

"Die Kündigung des Inten­danten Holk Freytag durch ­einen Mehrheitsbeschluss des Magistrats ist ein Schlag ins Gesicht für die ;Bad Hersfelder Festspiele’ und das vorläufige Ende eines persön-­lichen Feldzugs des Bürgermeisters Thomas Fehling ­gegen Holk Freytag", erklärte SPD-Stadtverordneter und Vorsitzender des Ausschusses Bildung und Kultur, Dr. ­Thomas Handke.

Wie es in Bad Hersfeld und mit den Festspielen weitergehen wird, steht in den Sternen. Laut Fehling sei er von Magistrat mit der Aufgabe betraut worden, einen neuen Intendanten zu finden.