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Erfahrungsbericht Corona: Sohn ist mit Virus infiziert

Erstellt: 

Von: Christopher Göbel

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Quarantäne wegen einer Corona-Infektion: Wie sieht der Alltag von Familien dann aus?
Quarantäne wegen einer Corona-Infektion: Wie sieht der Alltag von Familien dann aus? © Pixabay

Wie es ist, wenn in der eigenen Familie ein Coronafall auftritt, schildert ein osthessischer Familienvater unserer Zeitung.

Osthessen. Eine Familie aus Osthessen gehört zu denen, bei denen sich ein Familienmitglied mit dem Virus infiziert hat. FULDA AKTUELL sprach mit Carsten F.*, dessen Sohn Jan* kürzlich positiv auf das Virus getestet wurde. „Ich hatte gehofft, dass es uns nicht treffen würde “, sagt der Mann.

Doch von Anfang an: Jan hatte an einer Ferienaktion teilgenommen. Am Wochenende wollte man zu einer Familienfeier in einem anderen Bundesland fahren, zu der die Familie seit langer Zeit eingeladen war. Alle Familienmitglieder machten laut F. zuvor bei einer offiziellen Teststation einen Test, der durchweg negativ ausfiel. Der Reise zu der Feier schien also nichts im Wege zu stehen.

„Für die Hotel-Übernachtung wurden Nachweise über getestet, geimpft oder genesen gefordert, die wir vorgelegten“, so F. Außer dem Sohn waren alle Mitglieder der Familie bereits vollständig geimpft, Jan selbst hatte seine erste Impfung vier Tage vor der Feier erhalten. „Wir dachten also, dass alles in Ordnung wäre und wir ohne Bedenken feiern könnten“, so F.

Am Abend des nächsten Tages, als die Familie nach Osthessen zurückgekehrt war, entwickelte Jan Husten- und Schnupfensymptome. „Lass‘ uns mal einen Selbsttest machen“, habe F. zu ihm gesagt.

Kurze Zeit später rief der Sohn mit Tränen in den Augen nach ihm. „,Papa, der ist positiv‘, sagte er zu mir“. Er sei aus allen Wolken gefallen. „Ich habe dann gleich meinen Hausarzt angerufen, zu dem ich privat zum Glück guten Kontakt habe“, so der Vater. Ihm wurde gesagt, dass der Sohn sich zunächst isolieren und am nächsten Tag gleich zu einem PCR-Test in die Praxis kommen solle.

„Karussell im Kopf“

Doch daneben sei das „Karussell im Kopf“ gleich angelaufen. „Wo waren wir die letzten Tage genau“?, „Wen haben wir in dieser Zeit getroffen?“, „Was ist, wenn die 80-köpfige Festgesellschaft sich nun komplett oder teilweise infiziert hat?“, seien Fragen gewesen, die ihm durch den Kopf gingen. „Ich habe mich innerlich stigmatisiert gefühlt“, erzählt er. F. informierte alle Familienmitglieder, die an diesem Wochenende Kontakt mit Jan hatten. „Alle haben gleich Selbsttests gemacht, die durchweg negativ ausfielen“, sagt er.

Am Morgen bei der Hausarztpraxis angekommen, mussten Vater und Sohn außerhalb der Praxis warten. „Eine Sprechstundenhilfe brachte sogar zwei Klappstühle für die Wartezeit im Freien.“ Als der Arzt den Test per Rachenabstrich genommen hatte, begann die Zeit des Wartens. „Mindestens 24 Stunden sollte es dauern, bis man das Ergebnis online abrufen konnte“, sagt der Osthesse.

Auch die Frage, wo Jan sich die Infektion geholt haben konnte, stand im Raum. Er hatte zu Beginn der Woche an einer Ferienfreizeit teilgenommen. „Als wir vom PCR-Test zurück waren, kam der Anruf des Veranstalters, dass einer der Teilnehmer positiv getestet worden war und vier weitere über coronatypische Symptome klagten“, erzählt der Vater. Kurz darauf habe sich das Gesundheitsamt gemeldet. Für Jan gelte eine zehntägige Quarantäne – unabhängig davon, wie das Testergebnis ausfiele.

Kontaktpersonen?

Auf die Bitte des freundlichen Herrn vom Gesundheitsamt habe F. dann eine Liste mit Kontaktpersonen an das Amt gemailt. „Nach gefühlten 100 Aufrufen der Testseite im Internet hatten wir dann am frühen Nachmittag des nächsten Tages das Ergebnis: Positiv auf Corona getestet“, erzählt F. „Geahnt hatte ich es ja schon, aber es nun schwarz auf weiß zu haben, war doch niederschmetternd.“

Er habe sogleich die Veranstalter der Familienfeier informiert. „Die waren sehr verständig und haben umgehend mit ihrem zuständigen Gesundheitsamt gesprochen. Sie wollten auch alle Gäste informieren, dass die vorsichtshalber einen Selbsttest machen könnten“, sagt F.

Da er selber vollständig geimpft ist, muss der Vater laut Gesundheitsamt nicht in Quarantäne. Für Jan jedoch gilt diese bis zum 30. August. Auch mit seinem Arbeitgeber sei F. übereingekommen, bis zum Testergebnis im Homeoffice arbeiten zu können und danach wieder am Arbeitsplatz präsent zu sein. „Das war eine große Hilfe“, sagt F.

Jan geht es den Umständen entsprechend und sowohl der Arzt als auch der Mann vom Gesundheitsamt hätten gesagt, dass bei Jugendlichen eine Corona-Infektion normalerweise mild ablaufe, so dass er auch tagsüber alleine zuhause bleiben könne. „Fahr‘ du nur zur Arbeit, ich komme schon zurecht“, habe Jan zu seinem Vater gesagt. Er hat Husten und Schnupfen. „Sein Geruchs- und Geschmackssinn sind inzwischen auch weg“, sagt F.

Ferienpläne fallen ins Wasser

Die Quarantäne macht Jans weitere Ferienpläne allerdings zunichte. „Er wollte eigentlich noch in den Urlaub fahren, war auf einer anderen Familienfeier eingeladen und wollte einen Tag in einem Freizeitpark verbringen“,sagt F. „Das ist natürlich alles jetzt nicht möglich“, sagt der Vater. „Jan ist natürlich nicht glücklich darüber.“

In Kontakt mit seinen Freunden bleibt der Junge nun per digitaler Kommunikationsmittel. Eine Freundin sei ebenfalls quarantänisiert. „Es ist leider gerade die einzige Möglichkeit für ihn, sich mit anderen unterhalten zu können“. so F.

Am Tag vor dem Ende der Quarantäne soll Jan einen weiteren Coronatest machen. „Wenn der negativ ausfällt und sich das Gesundheitsamt dann erneut gemeldet hat, kann das neue Schuljahr fast wie geplant starten“, sagt F. Bis dahin hofft er, dass Jans Symptome nicht schlimmer werden und auch, dass er sich selbst nicht infiziert. „Mir wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass auch bei negativen Testergebnissen das Virus im Inneren schlummern kann.“

„Wir bleiben vorsichtig“, sagt er. Wichtig sei ihm, das Virus auf keinen Fall weiterzuverbreiten. Er sei froh, dass die Infektion bei Jan bisher mild verlaufe und denke vor allem an diejenigen, die das Virus schlimmer getroffen habe. „Ich hoffe, dass durch die Impfungen die Zahl der schlimmen Verläufe und vor allem die der Todesfälle eingedämmt werden kann“, sagt er, der froh ist, vollständig geimpft zu sein. Und er hätte sich die „STIKO“-Empfehlung für die Impfung von Jugendlichen schon Monate früher gewünscht.

* Namen geändert