Klingendes Feuerwerk: Umjubeltes Sommerkonzert in der Stiftsruine

Ein besonderes Konzerterlebnis bescherten das Orchester der Bad Hersfelder Festspiele mit Willemijn Verkaik, David Arnsperger, Gunther Emmerlich und dem musikalischen Leiter Christoph Wohlleben dem Publikum von „Ein anderer Sommer“ in der Stiftsruine.

VON CHRISTOPHER GÖBEL

Das Orchester der Bad Hersfelder Festspiele badete nach einem großartigen Konzert im Applaus des Publikums.
Das Orchester der Bad Hersfelder Festspiele badete nach einem großartigen Konzert im Applaus des Publikums. © Göbel

Bad Hersfeld. Was wäre ein „Anderer Sommer“ ohne Musik? Und was wäre Musik ohne das Orchester der Bad Hersfelder Festspiele? Es wäre immer noch ein außergewöhnliches Theater-Programm, aber es würde etwas fehlen. Dank dem Musikalischen Leiter Christoph Wohlleben wurde das Sommerkonzert zum Auftakt des letzten Kulturwochenendes zu einem der Höhepunkte dieses Jahres. Dank den Musicalstars Willemijn Verkaik, David Arnsperger, Gunther Emmerlich und dem grandiosen (Kammer-)Orchester erlebten 250 Zuschauer einen musikalisch-beschwingten Abend, der kaum musikalisch abwechslungsreicher hätte sein können.

Dirigent Christoph Wohlleben und die Musicalstars David Arnsperger und Willemijn Verkaik beim Schulussapplaus nach dem "Sommerkonzert".
Dirigent Christoph Wohlleben und die Musicalstars David Arnsperger und Willemijn Verkaik beim Schulussapplaus nach dem "Sommerkonzert". © Göbel

Da das Konzert von den „Freunden der Bad Hersfelder Festspiele“ unterstütz wurde, sagte deren Vorsitzende Petra Roth, ehemals Oberbürgermeisterin von Frankfurt/Main, zu Beginn: „Mit Corona kam ein Schlag in den sanftesten Standortfaktor, die Kultur. Intendant Joern Hinkel ist es gelungen, zu zeigen, wie wichtig Kultur ist. Kultur ist der Rechtsanspruch auf Bildung.“

In die Welt der Oper ging es gleich zu beginn mit der bekannten Ouvertüre zu „er Barbier von Sevilla“ von Gioacchino Rossini und der Arie „Largo al factotum“, bei der David Arnsperger sein Talent als Opern-Bariton präsentierte. Der Musicalsänger, der in „Titanic“ bei den „Bad Hersfelder Festspielen“ als Heizer Barret zu sehen und zu hören war, brachte seine wohlklingende Simme auch bei „Epiphany“ aus dem Sondheim-Musical „Sweeney Todd“, und „Wenn es Liebe wär‘“ aus „Carousel“ von Rodgers und Hammerstein zum Klingen. Auch der „Song von Mandelay“ von Kurt Weill mit einem treibenden Rhythmus und exponierten Blechbläser-Passagen lag Arnsperger besonders.

Mit Willemijn Verkaik war es Intendant Joern Hinkel, der den Abend mit kurzen Anekdoten und Hintergründen zu den Songs moderierte, war es gelungen, eine der derzeit bekanntesten Musical-Sängerinnen zum „Anderen Sommer“ zu holen. Sie überzeugte mit ihren Interpretationen des jazzigen „Midnight an the Oasis“, „Astonishing“ aus „Little Women“, „Don‘t rain on my Parade“ aus „Funny Girl“ und „Caruso“ von Lucio Dalla.

Gunter Emmerlich, der als Oberst Pickering in „May fair Lady“ in Bad Hersfeld zu Gast war, sang (leider) nur einen Song: „Wenn ich einmal reich wär“ aus „Anatevka“.

"The Prayer" als Höhepunkt

Das Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben, der nicht nur vom Dirigentenpult sondern gelegentlich auch am Klavier agierte, zeigte seine Professionalität mit „Nimrod“ aus den „Enigma Variationen“ von Edward Elgar, „Libertango“ von Astor Piazzolla und „Es war einmal in Amerika“ des kürzlich verstorbenen Ennio Morricone. Unbestrittener Höhepunkt war „The Prayer“ von David Foster. Dieses Lied, bekannt geworden durch die Aufnahme von Celine Dion und Andrea Bocelli, wurde von Verkaik und Arnsperger sowie dem Orchester so eindrucksvoll interpretiert, dass der Applaus kaum ein Ende nehmen wollte.

Nach den minutenlangen Schluss-Ovationen im Stehen bekam das Publikum diesen Song als Zugabe ein zweites Mal zu hören. Mit dem „Sommerkonzert“ hatten Hinkel und sein Team für ein musikalisches Highlight in diesem Kultursommer ohne Festspiele gesorgt. Und wer weiß: Vielleicht sieht man die stimmgewaltige Willemijn Verkaik demnächst in einer Festspiel-Produktion. Den Wunsch hatte der Intendant jedenfalls geäußert – und das Publikum stimmte zu.