In der Welt der 1001 Baldachine

Mit "Sheherazade" entführt das "Theater Anu" dieses Wochenende im Stiftspark in den Orient. Die Aufführungen stehen am Beginn des alternativen Kulturprogramms "Ein anderer Sommer".

VON CHRISTOPHER GÖBEL

"Ein anderer Sommer": "Sheherazade" vom "Theater Anu" im Bad Hersfelder Stiftspark. © Göbel

Bad Hersfeld. In etwa 20-minütigem Abstand wurden jeweils 40 Besucher in den Stiftspark eingelassen. Sie tauchten ein in eine Welt der Märchen, in die Stadt der Erzählungen - dem Untertitel des diesjährigen Bad Hersfelder Kulturprogramms, dass sich Festspiel-Intendant Joern Hinkel, sein Team und zahlreiche Kulturschaffende aus Bad Hersfeld an fünf Wochenenden bis Mitte August ausgedacht haben.

Durch hunderte weiße Baldachine wandelten die Besucher von "Sheherazade", die das Berliner "Theater Anu" in den Stiftspark gezaubert hatte. Der Lampenputzer lädt ein, Arachnin (Kathleen Rappolt) zu besuchen, die von Sheherazade erzählt, welche den Sultan mit ihren 1.001 Erzählungen vom Jungfrauen-Mörder zum friedlichen Zuhörer macht. Weiter ging es zu Amira (Bärbel Aschenberg), die mit Gesang und Worten das Andenken der Sheherazade bewahrte. "Das Wort bleibt, es erreicht immer und überall sein Ziel."

Von der Kraft der Dschinns erzählte Siardshid (Johanna Malchow) an der dritten Station - untermalt von einer Performance als Schatten-Dschinn, der aus der Flasche entkommen möchte. Durch die geheimnisvoll beleuchteten Baldachine und orientalische Schwingtüren ging es weiter zu Theodora (Bille Behr). Diese sprach von Strafe - aber mit Ausgleich und Balance. Das Publikum durfte selbst zeigen, wie Balance wirkt und die von Theodora angereichten Gegenstände auf Händen und Kopf balancieren - natürlich desinfiziert und corona-konform.

An der vorletzten der sechs Stationen, die jeweils rund 15 Minuten in Anspruch nahmen, sucht Aziz (Markus Moiser) nach Vögeln und zu guter Letzt trafen die Wandler auf den Spuren des Orients auf Alef (Jacek Klinke), der als Geschichtenapotheker für den Frieden auf der Welt einsteht.

Das fantastische Theater der Ausführenden in der Regie von Bille Behr bot denjenigen, die sich auf die Reise begaben, Einblick in die Welt der 1.001 Nächte, immer verbunden mit dem Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit, denn: "Sheherazade lehrt uns, mit Geschichten Frieden zu stiften", wie es Apotheker Alef am Ende der Reise ausdrückt.

Am heutigen Sonntagabend können Besucher des "Anderen Sommers" ab 22 Uhr noch fünfmal mit auf die Reise eines Theaters gehen, das etwas ganz anderes bietet, als man es sonst vom Theater gewohnt ist. Sofern noch Karten verfügbar sind, gibt es diese an der Abendkasse im Katharinenturm.