"Nachtschichten": Showdown mit der Axt

Gruselig-spannende Theater-Tour mit Thorsten Nindel und Günter Alt im Hotel am Kurpark.

VON CHRISTOPHER GÖBEL

Thorsten Nindel als Nachtwächter und Günter Alt als Barkeeper während der Hotel-Theater-Tour „Nachtschichten“ im „Anderen Sommer“.
Thorsten Nindel als Nachtwächter und Günter Alt als Barkeeper während der Hotel-Theater-Tour „Nachtschichten“ im „Anderen Sommer“. © Sennewald/BHF

Bad Hersfeld. Allein die Idee, ein echtes Hotel für eine nächtliche Theater-Inszenierung auszuwählen, war ein Geniestreich des Festspiel-Intendanten Joern Hinkel. Mit den viermal aufgeführten „Nachtschichten“ vermischte Hinkel als Regisseur eine Hotelbesichtigung mit einer spannenden Geschichte um einen Nachtwächter (Thorsten Nindel) und einen Barkeeper (Günter Alt). Auch der echte Hotelchef Achim Kniese hatte einen Auftritt und stellte das „Hotel am Kurpark“ vor.

In mehreren Szenen in Lobby, Küche, Veranstaltungsraum, Zimmer 113, der Kegelbahn und natürlich dem Restaurant mit Bar spielte Nindel den Nachtwächter, der mit Problemen seiner Vergangenheit konfrontiert wird, grandios. Günter Alt als Barkeeper Lichtenhahn, der die dunkelsten Seiten des Nachtwächters Moretti ans Licht bringt, überzeugte in der charmant-bösartigen Rolle desjenigen, von dem man nicht genau weiß, ob er echt oder ein Geist ist. Erinnerungen an „Shining“ von Stephen King dürften beabsichtigt gewesen sein. Gruselig auch der Geist einer ehemaligen Hotelbewohnerin (Sieglinde Wenzel), die in Zimmer 113 auf ewig herumspukt und auf ihren verschwundenen jugendlichen Liebhaber anstößt.

Bis zum dramatischen Ende

Mit Taschenlampen ausgerüstet folgten die Zuschauer gespannt sowohl der Handlung als auch dem Nachtwächter durch das Hotel – bis zum dramatischen, mörderischen Ende, bei dem eine Feuerwehr-Axt eine große Rolle spielt.

Die „Nachtschichten“ war eine außergewöhnliche, spannende Theaterwanderung mit Gruselfaktor, aber ohne effektheischende Faktoren. Die Spannung war allein aufgrund der Handlung und der ständigen Ortswechsel garantiert. Die schauspielerische Leistung von Nindel und Alt trug ebenfalls ihren Teil dazu bei, das Theater-Event zu etwas ganz Besonderem zu machen. Mit den „Nachtschichten“ in der Regie von Joern Hinkel ist ein große Wurf gelungen, den man sich im Rahmenprogramm der „Bad Hersfelder Festspiele“ durchaus erneut vorstellen könnte.

Dass Theater nicht nur auf der Bühne stattfinden muss, haben Hinkel und sein Team in diesem Jahr sowohl bei „Niemandsland“ als auch bei den „Nachtschichten“ bewiesen. Und sie haben gezeigt, dass ein umfangreiches und interessantes Kulturprogramm auch mit Mundschutz und Abstandsregeln funktionieren kann.