Abend der Rhythmen: „Die Geschichte vom Soldaten“ begeisterte das Publikum

Cush Jung, Hardy Punzel und Karla Sengteller lasen die „Geschichte vom Soldaten“ in der Stiftsruine. Die musikalische Leitung hatte Sebastian Bethge.

Cush Jung, Hardy Punzel und Karla Sengteller lasen die „Geschichte vom Soldaten“ in der Stiftsruine. Die musikalische Leitung hatte Sebastian Bethge.
Cush Jung, Hardy Punzel und Karla Sengteller lasen die „Geschichte vom Soldaten“ in der Stiftsruine. Die musikalische Leitung hatte Sebastian Bethge. © Göbel

Bad Hersfeld. „Die Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinsky und C. F. Ramuz ist ein bezauberndes Werk des beginnenden 20. Jahrhunderts. Durch die kleine Besetzung eignete es sich perfekt für den „Anderen Sommer“, in dem es am Samstagabend in der Stiftsruine aufgeführt wurde.

Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Bethge musizierten Sabine Kraut (Violine), Shelly Ezra (Klarinette), Theo Plath (Fagott), Daniel Crespo (Trompete), Simon Kunst (Posaune), Pierre Dekker (Kontrabass) und Philipp Strüber, (Percussion). Die Sprechrollen hatten Cush Jung (Erzähler), Hardy Punzel (Soldat) und Karla Sengteller (Teufel) übernommen. Regie führte Festspiel-Dramaturgin Bettina Wilts.

In Verbindung des akzentuierten Vortrags von Jung, der in Bad Hersfeld bereits als „Henry Higgins“ in „My fair Lady“ brillierte, der böse-schmeichelnden Teufelin Sengteller und des unbedarften Soldaten Punzel und dem engagierten Musizieren des Ensembles wurde „Die Geschichte vom Soldaten“ zu einem ganz besonderen Höhepunkt im „Anderen Sommer“.

Die Geschichte ist ein Märchen, bei dem am Ende der Teufel gewinnt, mit der Moral, dass Reichtum nicht alles ist. Strawinsky hatte das Werk im Ersten Weltkrieg komponiert. Kleine Ensembles waren damals eine Notwendigkeit – ebenso wie sie es heute in der Corona-Pandemie sind.

In der Komposition Strawinskys herrscht vor allem der Rhythmus vor. Tango, Walzer, Ragtime oder verfremdeter Choral – all das fand den Weg in die Geschichte. Die Ohren der Zuschauer hatten sich schnell an die unübliche Instrumentierung gewöhnt und im Zusammenklang mit der markanten Stimme Jungs, für welche die Klänge teilweise den Hintergrund bildeten, bot sich ein besonderes Hör-Erlebnis.

Punzel als Soldat überzeugte trotz der Naivität seiner Rolle. Er wusste er seinen Part klar und glaubhaft zu artikulieren. Als Teufelin brillierte Sengteller mit einem gewaltigen Stimmumfang und schauspielerischen Einlagen.

Als Gesamtwerk gingen Sprecher und Musiker eine Symbiose ein, die es in dieser Form selten gibt. Dem Dirigat Bethges, der die rhythmischen Klippen gekonnt meisterte, folgte das Ensemble mit Bravour.

Mit der „Geschichte vom Soldaten“ kam ein Werk der klassischen Musik in die Stiftsruine, das die einfache Handlung durch außergewöhnliche Musik ausglich und durch das hervorragende Zusammenspiel von Schauspielern und Musikern einen Glanzpunkt des „Anderen Sommers“ setzte. Das Publikum applaudierte begeistert und lang.