Mut, Neues zu wagen: Hervorragende Bilanz des „Anderen Sommers“

Mehr als erfreulich ist die Bilanz des alternativen Kulturprogrammes "Ein anderer Sommer" in der Festspielstadt Bad Hersfeld.

VON CHRISTOPHER GÖBEL

Bad Hersfeld. Der Sommer ist wettermäßig vorbei und auch der „Andere Sommer“ in Bad Hersfeld ging am Wochenende zu Ende. Die Bilanz fällt positiv aus: Laut Pressemitteilung der „Bad Hersfelder Festspiele“ kamen an den fünf Wochenenden insgesamt 15.000 Zuschauer zu den zahlreichen Veranstaltungen bei „Ein anderer Sommer –Stadt der Geschichten“.

Rund 100 Veranstaltungen an zahlreichen Orten in der Stadt waren in nur sechs Wochen seit der corona-bedingten Absage der 70. „Bad Hersfelder Festspiele“ entstanden. Dazu hatte Festspiel-Intendant Joern Hinkel Kulturschaffende aus der ganzen Stadt Bad Hersfeld vereint, die mit Konzerten, Schauspiel, Kabarett, Lesungen, Ausstellungen und anderen künstlerischen Formaten diesen „Anderen Sommer“ ermöglichten.

,,Wir haben uns auf das besonnen, was Theater ausmacht, sind zu den Wurzeln zurückgekehrt, ohne opulente Bühnenbilder, Requisiten, Technik. Im Focus stand allein das Handwerk unserer brillanten Bühnendarsteller*innen, diese Kunst verwoben mit besonderen Stoffen und Stücken, hat das Publikum berührt und im ,Anderen Sommer‘ auch honoriert. Ich bin froh und dankbar darüber, dass uns die Künstlerinnen und Künstler, die Zuschauer und unsere Förderer von Anfang an unglaublich unterstützt haben – alle wollten der corona-bedingten Absage der Festspiele etwas entgegensetzen. Namhafte Künstler haben zugesagt, ohne vorher Stücke und Texte zu kennen, dieser Vertrauensvorschuss, hat mich beflügelt, inspiriert und glücklich gemacht,“ erklärte Joern Hinkel und dankt zudem der Stadtpolitik, dem Bund, dem Land und dem Kreis, die zugesichert haben, die Fördermittel zu erhalten und so die Veranstaltung überhaupt erst möglich gemacht hatten.

"Reiz und Charme des Festivals"

„Es hat mich total beeindruckt, was da in so kurzer Zeit entstanden ist. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, war begeistert. Für mich lagen der Reiz und der Charme des Festivals darin, dass vieles improvisiert war, wir erlebten Theater pur und konnten in der Stiftsruine noch magische Orte wie beispielsweise die Krypta entdecken, die normalerweise dem Publikum verborgen bleiben. Ich sage allen, die an diesem Kultur-Sommer mitgewirkt haben, meinen herzlichsten Dank“, so Bürgermeister Thomas Fehling. Und Markus Heide vom Fachbereich Stadtmarketing sagt: „Ich habe nur positive Resonanz bekommen, die Menschen in Bad Hersfeld waren dankbar und glücklich, dass nach der Absage der Festspiele so schnell ein Kulturprogramm über fünf Wochen auf die Beine gestellt wurde.“

Die 26 Veranstaltungen in der Stiftsruine hatten eine Besucher-Auslastung von 95 Prozent, was bedeutet, dass die meisten Termine ausverkauft waren. Die Gesamtauslastung des „Anderen Sommers“ liegt bei 92 Prozent, was 7.400 der insgesamt 8.000 Eintrittskarten entspricht. Daneben sind die kostenfreien Veranstaltungen wie Ausstellungen und Konzerte auf dem Linggplatz ebenfalls sehr gut angenommen worden. Hier werden 7.500 Besucher geschätzt. Namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler waren an den fünf Wochenenden in der Festspielstadt zu Gast und spielten und sangen in Inszenierungen von Joern Hinkel, Bettina Wilts, Gil Mehmert, Dominic Mäcke und anderen in der Stiftsruine, in der Krypta, in der Festspiel-Probenhallle, im „Johann-Sebastian-Bach-Haus“, in der Stadtkirche, im „Buchcafé“, in der Jugendherberge, im Stiftspark und an den andern Kultur-Orten.

"Leben in die Stadt gebracht"

Bei dem Programm haben Hinkel und die kaufmännische Leiterin Andrea Jung große Kreativität bewiesen und den Mut gehabt, Neues zu wagen. „Wir haben mit dem ,Anderen Sommer‘ Leben in die Stadt gebracht und ein vielfältiges Kulturprogramm geboten, über 100 Künstlerinnen und Künstlern konnten wir auch in Notzeiten Arbeit geben. Das Festival war auch ein finanzieller Erfolg für die von den Festspielen zu verantworteten Bereiche.“

Die Zusatzkosten von 350.000 Euro für den „Anderen Sommer“ seien durch Einnahmen, Sponsorenerlöse und Spenden getragen, so Jung. „Wobei die tatsächlichen Kosten wesentlich höher liegen, „weil wir all unsere Ressourcen plus Infrastruktur der Festspiele eingebracht haben. Diese laufenden Kosten sind durch die Zuschüsse von Bund, Land, Kreis und Stadt gedeckt.“

Das Hygienekonzept an den Aufführungsorten funktionierte reibungslos und auch Frank Bücking, der mit seinem Team das Catering an der Stiftsruine betrieb, ist zufrieden: „Wir sind sehr zufrieden. Großartig, dass nach der erschütternden Absage der Festspiele so kurzfristig etwas Neues entstanden ist.“