Grandios: Festival der jungen Stimmen bei Abschlusskonzerten der Festspielsaison

Der Chor der Modell- und Gesamtschule Obersberg sowie das Blechbläser-Ensemble der beiden Schulen und der Konrad-Duden-Schule glänzten unter der Leitung von Ulli Meiß bei drei Konzerten in der Stiftsruine.

Bad Hersfeld - Rund 130 Schülerinnen und Schüler der Modell- und Gesamtschule Obersberg gestalteten am Wochenende drei Spitzenkonzerte zum Abschluss der 69. Bad Hersfelder Festspielsaison in der Stiftsruine. Vom ersten Ton bis zum begeisterten Schlussapplaus hielt die Spannung unter den größtenteils jungen Akteuren ab zwölf Jahren.

Meiß hatte ein Programm zusammengestellt, das kaum Wünsche offen ließ und für jeden Musikgeschmack etwas bot. Dabei war es allerdings fast egal, ob Volkslied, Pop-Hit oder Filmmelodie, denn die Art der Darbietung bestimmte die Konzerte. Die Eröffnung machte ein humoriges Herrenquartett über die Gefühle vor Konzertbeginn.

Feierlich-melodiöser Beginn

Bereits zu Beginn war der Chor auf der Zuschauertribüne verteilt. Mit feierlich-melodiösen Klängen von "Adiemus" von Karl Jenkins schritten die Sängerinnen und Sänger aus dem Publikum und aus der Apsis auf die Bühne. Der nächste Block war dem deutschen Volkslied gewidmet. "Wem Gott will rechte Gunst erweisen", "Marienwürmchen" oder "Ich weiß nicht was soll es bedeuten" zeigten der  Große Chor, ein Kammerchor und ein Solistenquartett bereits die musikalische Qualität des gesamten Ensembles.

In monatelanger Probenarbeit hatten Meiß, Anne Rill, Silke Pfannkuch, Sophia Heller und Jan Braun ein anspruchsvolles Repertoire einstudiert. Rhythmus, Tonsicherheit und Präzision waren bezeichnend für alle Sängergruppen. Dies kam nach dem ruhigen "Dona, Dona" bei einer Bearbeitung von Händels "Hallelujah" aus dem "Messias" besonders zum Tragen. Der sechsstimmige Satz mit klanglichen Klippen und rhythmischen Herausforderungen klang stimmig und trotz harmonischer Veränderungen immer noch nach Händel. "Das Stück proben wir seit Juni hoch und runter. Es klingt manchmal chaotisch, aber das muss alles so sein", hatte der Chorleiter das Publikum vorher gewarnt. Unnötigerweise, wie sich herausstellen sollte.

Schmissige Melodien

Das Blechbläser-Ensemble der MSO, der GSO und der KDS (Konrad-Duden-Schule) fungierte teilweise als musikalischer Begleiter, konnte aber beim "Fliegermarsch" oder beim "Second Waltz" von Schostakowitsch brillieren. Mit "Once upon a Time in the West" von Ennio Morricone inklusive szenischer Einlage mit Cowboy und Pferdedieb fühlte man sich in den Wilden Westen versetzt, mit nach Mittelerde nahm eine Komposition aus "Lord of the Rings". Und einen feurigen Paso-Doble hörte man deutlich aus dem feurigen "Espana Cani".

Einen fast meditativen Moment setzten die Soprane und Alti mit "With or without you" von "U2" dazwischen. Wieder im Publikum verteilt sangen die Mädchen das Lied wie Gebet - bis in die höchsten Töne mit Präsenz und Präzision.

Die meisten Chorsätze begleitete Musiklehrerin Anne Rill am Klavier. Die Samstagskonzerte bestritt sie sogar an ihrem Geburtstag, was ihr bereits zu Beginn mit einem vielstimmigen "Happy Birthday" gedankt wurde. Rill erwies sich als versierte Pianistin, die den Chor stets stützte, ohne ihn zu überdecken.

Solistische Parts

Solistische Parts wurden von Schülern und Ehemaligen übernommen, die sich alle ihren jeweiligen Einsätzen gewachsen zeigten und mit Gefühl, stimmlicher Größe und Verve viel Applaus des Publikums verdienten. Um das Konzert ein wenig aufzulockern, studierte Meiß mit dem jeweils rund 1.300 Personen zählenden Publikum "Mein Hut, der hat drei Ecken" ein - zur Freude des Publikums und sicherlich auch des Chores, der dabei zuschauen konnte, wie die Konzertbesucher das Ersetzen der Worte durch Gesten meisterten.

Aus der Rock- und Popmusik erklangen "Rhythm of Life", "In der Nacht" sowie "Money, Money, Money" von "Abba", "California Dreamin" von "The Mamas and the Papas" und "Freiheit" von Marius Müller-Westernhagen. Im Hinblick auf die im Dezember anstehende Konzertreise des Chores in die Vereinigten Staaten passte natürlich auch "Ich war noch niemals in New York" bestens ins Programm.

Völlig losgelöst...

Im letzten Konzertblock kam dann das Blechbläser-Ensemble noch einmal zum Zuge. Am Samstag gab es eine kleine Überraschungseinlage der drei Tubaspieler mit der Titelmelodie von "James Bond". "Oh when the Saints" in einer schmissigen Marsch-Version inklusive Schlagzeug-Solo, "Sound of Silence" oder "YMCA" brachten die Bläser und die Percussiongruppe auf die Bühne - teilweise szenisch vom Chor unterstützt. Dieser hatte bei "Viva la Vida" noch einmal die Hauptrolle, ehe es gemeinsam mit "Major Tom" auf den Weg ins Weltall ging.

Völlig losgelöst war dann auch das Publikum, das begeisterte stehende Ovationen spendete und nach minutenlangem Klatschen eine Zugabe forderte. Diese bekam es auch mit "Time to say Goodbye" des gesamten Ensembles. Die Zeit des Abschieds war gekommen und die (in drei Konzerten rund 3.800) Zuschauer verließen mit einem Gefühl der Zufriedenheit Konzerte, die den Ausführenden viel abverlangten, die aber auch zeigten, das der Chor und die Bläser nicht umsonst einen hervorragenden Ruf genießen. Und sie weckten mit diesen bravourösen Konzerten die Vorfreude auf die Weihnachtskonzerte des Ensembles Anfang Dezember in der Stadtkirche.